NUFOTOTEXT
  • home
  • fotografie
    • Analog
    • Kolleg*innen
    • Reisezentrum SBB
    • Basel digital
  • storytelling
    • für die Schule >
      • Ich schreibe, also bin ich
      • Die Dichte von Platin
      • MINT
      • Eine Messe wert
      • Welche Farbe
      • Die Zeitungsoper
      • Die Kraft von 150 Stimmen
    • Lerne schreiben >
      • Titel und Anfang
      • Hauptsätze
      • Adjektive stinken
      • Verben
      • Aktiv statt Passiv
      • Index der verbotenen Wörter
      • Die SA, MA, FMA
      • Bleib dran
    • Pressetexte >
      • Herzog & de Meuron
      • Erlenmatt
  • digitaler unterricht
    • Die digitale Matur
    • Nach dem Fernunterricht
    • Mit Stift und Bildschirm
    • Digitale Entdeckungsfahrt
  • über mich
  • kontakt

Die Kraft von 150 Stimmen

Daniel Nussbaumer, Entfalter Gym Muttenz

Die Gymchöre Muttenz und Liestal haben am 20. Oktober 2018 im Musicaltheater Basel zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel und mit professionellen Solistinnen und Solisten das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt. Ein musikalisches Projekt biblischen Ausmasses.
​

Er hat den Menschen eine dreijährige Dürrekatastrophe vorausgesagt und mit der Hilfe Gottes einen sterbenden Knaben wieder ins Leben zurückgeholt. Er hat mit seiner Schar gegen die Anhänger Baals gekämpft, hat sie verfolgen und abschlachten lassen und ist immer überzeugt gewesen von dem, was er getan hat. Jetzt aber ist er gescheitert und sitzt verloren in der Wüste. Zweifel plagen ihn. Krise. Burnout. Er sucht Gott und kann ihn nicht finden. Inzwischen rüsten seine Feinde zum grossen Gefecht, sie trachten ihm nach dem Leben. Elias zaudert. Aber er ist nicht allein. Eine gewaltige akustische Streitmacht stärkt dem Propheten den Rücken: das Sinfonieorchester Basel und die Gymchöre Muttenz und Liestal sowie einzelne Stimmen der Knabenkantorei Basel, allesamt vereint unter der Leitung von Christopher Moulds. Diese singende Schlachtreihe kann rachedurstig toben, nüchtern kommentieren, mitfühlend trösten und engelgleich flöten. Sie verkündigt dem biblischen Helden die Ankunft des Herrn, und Elias – alias Christof Fischesser – rafft sich auf. Er zieht mit donnernder Bassstimme erneut in die Schlacht gegen die Götzendiener, im wiedergewonnenen Vertrauen darauf, dass er von Gott getragen wird, was immer auch geschieht, und er wird prompt von einem feurigen Wagen in den Himmel entrückt. Was der Prophet nicht schaffen konnte, nämlich die Menschen vom Irrglauben zu befreien und ins Licht zu führen, wird künftig vielleicht der Messias richten, so die Hoffnung des ursprünglich jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, der in seinem Oratorium „Elias“ auch seine Hinwendung zum Christentum bekundet. Der biblische Stoff und die geistlichen Klänge waren ungewohnt für das Musicaltheater Basel, in dem das Konzert am 20. Oktober stattfand. Zudem dürfte den vielen Jugendlichen, die im Chor sangen, und auch denjenigen, die im Publikum sassen, modernere Musikstile vertrauter sein als das Oratorium aus der deutschen Romantik. Umso mehr beeindruckte die emotionale Kraft des Gesanges, von der sich auch das Orchester und die Solisten tragen liessen. Innerhalb einer Woche hatte es Dirigent Moulds in wenigen Proben geschafft, die Profimusiker und die Gymnasiasten zu einer überzeugenden Performance zusammenzuschweissen, die das Werk Mendelssohn Bartholdys mit zugleich musikalischer Prägnanz wie auch mit emotionaler Vielfalt und Kraft ausdrückte und das Publikum am Schluss zu einer brausenden Standing Ovation hinriss.

Gemeinsame Anstrengung

Was sich an einem einzigen Abend als Aufführung mit hoher Strahlkraft präsentierte, beruhte auf der einjährigen Vorarbeit der beiden Gymchöre aus Muttenz und Liestal. So lange schon hatten sie immer wieder die Chorstücke des Oratoriums geübt. In mehreren gemeinsamen Proben schliesslich erarbeiteten die beiden Chöre – die einzelnen Mitglieder nun nach Stimmlagen neu geordnet – die insgesamt 40 Minuten Chorzeit innerhalb des zweistündigen Werkes. Diese Zusammenarbeit zwischen Muttenz, Liestal und Basel war schon erprobt, denn bereits vor vier Jahren hatten die Gymchöre zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel ein Oratorium aufgeführt, damals Haydns „Jahreszeiten“. 
Um einen Jugendchor jedoch so weit zu bringen, dass er in einer Aufführung mit Profis zum Spiegel und Ausdruck der Seele des Protagonisten werden kann, braucht es nebst jugendlicher Energie und musikalischem Talent eine hingebungsvolle Leitung und die Kühnheit, dass man den Vergleich mit gängigen Konzertchören nicht fürchtet. Wie also brachten die Schulmusiker den Schülerinnen und Schülern das für sie exotische Thema und den sperrigen Text näher? „Unsere Jugendlichen verstehen das Oratorium vor allem über einzelne klare Sätze und die Emotionalität der Musik. Dass die Handlung dramatisch ist, geradezu eine Battle zwischen verschiedenen Religionen, hilft hier ebenso wie die eingängige Harmonik Mendelssohns“, meint Schulmusiker Christoph Huldi, Chorleiter am Gymnasium Muttenz und Hauptinitiant der Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester. Kollege Jürg Siegrist, Leiter des Kammerchors Gym-Muttenz, ergänzt: „Dieses Oratorium spricht viele an, weil es emotional stark und vielfältig ist: Freude, Wut, Trauer, Resignation, Verzweiflung – es sind die menschlichen Grundgefühle im Elias, deren Reflektor der Chor ist.“

Treuloser Chor

Tatsächlich kommen die vielfältigen Rollenwechsel des Chors in der Aufführung gut zur Geltung: Der Chor bittet Gott verzweifelt um Regen, berichtet und kommentiert die Erscheinung des Herrn und wechselt treulos die Seite von den Israeliten zu den Anhängern Baals und wieder zurück. Er will Elias töten und tröstet ihn dann wieder, ermuntert ihn zum Kampf. Bisweilen geschieht das in einer Intensität, die einen schaudern lässt, etwa wenn 150 Jugendliche fanatisch „Tötet ihn!“ intonieren und das Orchester dazu geigt, trompetet und paukt, als gäbe es kein Morgen mehr. Fragt man die Schülerinnen und Schüler selber, wie sie das Konzert, das Oratorium und die Proben mit den Profis erlebt haben, hört man unter anderem folgende Sätze:
„Es het gfägt!“ – „Der Probenplan war massiv dicht, worüber wir uns auch aufgeregt haben.“ – „Wir haben auch ausserhalb der Schule viel Zeit dafür aufgewendet.“ – „In der ersten Gesamtprobe mit dem Dirigenten hatten wir Bedenken, ob es klappen würde. Aber das Orchester war einfach so gut. Es hat uns motiviert und mitgezogen.“ – „Unsere Chorleiter waren deutlich nervöser als wir.“ – „Wir sind ungeheuer stolz darauf, dass wir an der Aufführung so konzentriert und präzise gesungen haben.“ – „Es war megaviel Arbeit für ein einziges Konzert.“
Dass sich diese Mühe gelohnt hat, strahlte nicht nur das beifallsfreudige Publikum aus, sondern fand auch begeisterte Anerkennung bei den Musikern und Solisten. Wer bereit ist, so viel Herzblut zu vergiessen, der schafft es, mit der vereinten Kraft von 150 Stimmen und 50 Instrumenten eine biblische Katastrophe in ein musikalisches Wunder zu verwandeln.
Datenschutz: Diese Seite erhebt keine Daten von Besucher*innen und verfüttert keine Cookies.
  • home
  • fotografie
    • Analog
    • Kolleg*innen
    • Reisezentrum SBB
    • Basel digital
  • storytelling
    • für die Schule >
      • Ich schreibe, also bin ich
      • Die Dichte von Platin
      • MINT
      • Eine Messe wert
      • Welche Farbe
      • Die Zeitungsoper
      • Die Kraft von 150 Stimmen
    • Lerne schreiben >
      • Titel und Anfang
      • Hauptsätze
      • Adjektive stinken
      • Verben
      • Aktiv statt Passiv
      • Index der verbotenen Wörter
      • Die SA, MA, FMA
      • Bleib dran
    • Pressetexte >
      • Herzog & de Meuron
      • Erlenmatt
  • digitaler unterricht
    • Die digitale Matur
    • Nach dem Fernunterricht
    • Mit Stift und Bildschirm
    • Digitale Entdeckungsfahrt
  • über mich
  • kontakt