Mit Stift und Bildschirm
Von meiner Hand rieselt kein Kreidestaub und wenn ich den Auftrag austeile, raschelt kein Papier. Ist das noch Unterricht? Ist das noch Schule?
Am Gymnasium Muttenz arbeiten zur Zeit sechs Klassen mit eigenen Geräten im Unterricht, zwei von ihnen, unsere Pilotklassen, seit anderthalb Jahren. Die Lehrpersonen stellen das Unterrichtsmaterial in der Microsoft-Office App Onenote zur Verfügung, und die meisten arbeiten auch im Unterricht damit. Auf den Tischen liegt also kaum noch Papier, sondern allenfalls ein Buch und eben vor allem der Laptop. Als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politische Bildung erlebe ich dies als Erleichterung beim Vorbereiten und zumeist auch beim Durchführen von Unterricht. Ich kann von überall her auf meine Unterrichtsmaterialien zugreifen, sie aufbereiten und der Klasse austeilen. Die Vorbereitung ist damit wirklich schon fertig. Ich muss nicht mehr daran denken, Arbeitsblätter zu kopieren und mitzunehmen, sondern ich komme ins Zimmer, klappe den Laptop auf und steige in den Unterricht ein. Das funktioniert soweit gut. Die Schüler*innen der "Bring-your-own-device"-Klassen sind es sich gewohnt, so zu arbeiten. Eine erste Evaluation vor einem Jahr mit den beiden Pilotklassen hat denn auch ergeben, dass sie es besonders schätzen, das Material aller Fächer immer griffbereit zu haben.
Zwar sind nicht alle Lehrpersonen und Fächer ähnlich computeraffin, und es ist wohl auch nicht sinnvoll, dass alle Schüler*innen von morgens bis abends am Computer sitzen. Deswegen besteht bei uns auch nicht der Zwang, im Unterricht mit dem Laptop zu arbeiten. Die Schulleitung gibt lediglich vor, dass wir sämtliches Unterrichtsmaterial in Onenote deponieren. Im Unterricht darf aber Papier zum Einsatz kommen. Klar wird man sich überlegen, inwiefern und wo das noch sinnvoll ist, denn die Lernenden können ein mehrseitiges PDF per Stifteingabe auf den Laptops in ähnlicher Manier bearbeiten wie vormals ein Skript auf Papier. Damit dies problemlos machbar ist, haben die aktuellen ersten Klassen die Auflage bekommen, mit einem Gerät im Unterricht zu erscheinen, das die Stifteingabe ermöglicht. Ich persönlich nutze ein iPad. Den Schüler*innen empfehlen wir jedoch eher ein Windows-Gerät, denn das Betriebssystem der iPads, das iPad OS, erlaubt nicht alle Anwendungen, die wir in den verschiedenen Fächern brauchen. Es hat sich auch gezeigt, dass die Office-Anwendungen auf Windows besser ausgestattet sind und besser gepflegt werden als auf den Betriebssystemen Mac OS-X und iOS respektive iPad OS. Da die Informatik Schulen Baselland uns die gesamte Kursstruktur über Office Teams einrichtet und wir (also alle Lernenden und Lehrenden) individuell 1 Terabyte Cloudspeicher auf Onedrive nutzen dürfen, wo wir unser unterrichtsbezogenes Material in der persönlichen Ordnerstruktur deponieren können, sind wir auf ein gutes Funktionieren der Office Apps angewiesen. An sich wäre das eine Lösung, die auf allen Betriebssystemen laufen müsste. Im Alltag jedoch hat sich gezeigt, dass Windows-Geräte dafür am tauglichsten sind. Hinzu kommt, dass die Fachleute von der IT im Support auf Windows am kompetentesten sind und dass eine Stifteingabe auf einem Gerät mit Mac-OS-X-System nur über ein Zusatz-Tablet möglich ist, bei dem man dann nicht direkt auf den Bildschirm schreibt. Das wird so bleiben, solange Apple seinen MacBooks die Stifteingabe vorenthält, weil nur die iPads Touchscreens verbaut haben.
Am Gymnasium Muttenz arbeiten zur Zeit sechs Klassen mit eigenen Geräten im Unterricht, zwei von ihnen, unsere Pilotklassen, seit anderthalb Jahren. Die Lehrpersonen stellen das Unterrichtsmaterial in der Microsoft-Office App Onenote zur Verfügung, und die meisten arbeiten auch im Unterricht damit. Auf den Tischen liegt also kaum noch Papier, sondern allenfalls ein Buch und eben vor allem der Laptop. Als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politische Bildung erlebe ich dies als Erleichterung beim Vorbereiten und zumeist auch beim Durchführen von Unterricht. Ich kann von überall her auf meine Unterrichtsmaterialien zugreifen, sie aufbereiten und der Klasse austeilen. Die Vorbereitung ist damit wirklich schon fertig. Ich muss nicht mehr daran denken, Arbeitsblätter zu kopieren und mitzunehmen, sondern ich komme ins Zimmer, klappe den Laptop auf und steige in den Unterricht ein. Das funktioniert soweit gut. Die Schüler*innen der "Bring-your-own-device"-Klassen sind es sich gewohnt, so zu arbeiten. Eine erste Evaluation vor einem Jahr mit den beiden Pilotklassen hat denn auch ergeben, dass sie es besonders schätzen, das Material aller Fächer immer griffbereit zu haben.
Zwar sind nicht alle Lehrpersonen und Fächer ähnlich computeraffin, und es ist wohl auch nicht sinnvoll, dass alle Schüler*innen von morgens bis abends am Computer sitzen. Deswegen besteht bei uns auch nicht der Zwang, im Unterricht mit dem Laptop zu arbeiten. Die Schulleitung gibt lediglich vor, dass wir sämtliches Unterrichtsmaterial in Onenote deponieren. Im Unterricht darf aber Papier zum Einsatz kommen. Klar wird man sich überlegen, inwiefern und wo das noch sinnvoll ist, denn die Lernenden können ein mehrseitiges PDF per Stifteingabe auf den Laptops in ähnlicher Manier bearbeiten wie vormals ein Skript auf Papier. Damit dies problemlos machbar ist, haben die aktuellen ersten Klassen die Auflage bekommen, mit einem Gerät im Unterricht zu erscheinen, das die Stifteingabe ermöglicht. Ich persönlich nutze ein iPad. Den Schüler*innen empfehlen wir jedoch eher ein Windows-Gerät, denn das Betriebssystem der iPads, das iPad OS, erlaubt nicht alle Anwendungen, die wir in den verschiedenen Fächern brauchen. Es hat sich auch gezeigt, dass die Office-Anwendungen auf Windows besser ausgestattet sind und besser gepflegt werden als auf den Betriebssystemen Mac OS-X und iOS respektive iPad OS. Da die Informatik Schulen Baselland uns die gesamte Kursstruktur über Office Teams einrichtet und wir (also alle Lernenden und Lehrenden) individuell 1 Terabyte Cloudspeicher auf Onedrive nutzen dürfen, wo wir unser unterrichtsbezogenes Material in der persönlichen Ordnerstruktur deponieren können, sind wir auf ein gutes Funktionieren der Office Apps angewiesen. An sich wäre das eine Lösung, die auf allen Betriebssystemen laufen müsste. Im Alltag jedoch hat sich gezeigt, dass Windows-Geräte dafür am tauglichsten sind. Hinzu kommt, dass die Fachleute von der IT im Support auf Windows am kompetentesten sind und dass eine Stifteingabe auf einem Gerät mit Mac-OS-X-System nur über ein Zusatz-Tablet möglich ist, bei dem man dann nicht direkt auf den Bildschirm schreibt. Das wird so bleiben, solange Apple seinen MacBooks die Stifteingabe vorenthält, weil nur die iPads Touchscreens verbaut haben.
Wo ist der pädagogische oder der didaktische Mehrwert?
Zuerst galt es, den Unterricht mit den Geräten so hinzukriegen, dass er funktionierte wie der bisherige ohne Geräte. Und das gelang in den beiden Pilotklassen erstaunlich schnell. Lehrpersonen konnten sich eigene Unsicherheiten eingestehen und nahmen in Kauf, dass auch mal etwas nicht wie vorgesehen funktionierte. Allerdings bestehen die beiden ersten Lehrpersonenteams praktisch ausschliesslich aus Leuten, die sich speziell für dieses Pilotprojekt interessiert haben. Die beiden Pilotklassen verziehen Pannen grosszügig und zeigten, wenn es nötig war, Geduld; waren sie sich doch bewusst, dass sie Pionier-Arbeit leisteten. Auch in den vier neuen BYOD-Klassen scheint es wenig Probleme bei der Durchführung des Unterrichts zu geben. Eine Evaluation dazu wird jedoch Genaueres zeigen und uns Hinweise geben, was wir optimieren können. Wir haben im Vorfeld Weiterbildungskurse für die Office Apps Onenote und Teams organisiert und eine Kultur der kollegialen Beratung aufgebaut, sodass die Zeit dafür da war, den eigenen Unterricht digital aufzugleisen. Worin besteht nun aber der Unterschied zwischen dem digitalen und dem analogen Unterricht? Viele, eher kritische Stimmen wollen gar wissen, worin der pädagogische oder didaktische Mehrwert im digitalen Unterricht liegt, bevor sie sich darauf einlassen.
Tatsächlich kann ich den Unterricht mit den Geräten so weiterführen, wie ich es bisher mit Papier gemacht habe. Ich muss nicht viel umstellen, wenn ich das nicht will. Ich würde das zunächst mal als Vorteil sehen: Dass die Schüler*innen eigene Geräte haben, bedeutet weder, dass sie nun besser arbeiten und lernen, noch dass sie es nicht tun. Die Technik ist weder Heilsbringer noch Teufelszeug. Die Lehrpersonen können, auch wenn die Lernenden mit eigenen Geräten im Unterricht sitzen, ihren Unterrichtsstil pflegen und individuell weiterentwickeln. In meiner eigenen Erfahrung jedoch gab es nach dem Verklingen der Anfangs-Euphorie einen Dämpfer, auf den ich jetzt mit einer Anpassung meiner Didaktik reagiere. Zunächst erkläre ich jedoch, worin für mich der hauptsächliche Mehrwert im BYOD-Unterricht liegt: Endlich können wir mit den Schüler*innen zeitgemäss arbeiten und somit die Jugendlichen besser auf ihre künftigen Ausbildungen und Berufstätigkeiten vorbereiten. Mehrwert besteht für mich nicht darin, dass mir als Lehrer der Unterricht mehr Spass macht. Es kommt beim Unterrichten nicht auf mich, sondern darauf an, was die Jugendlichen lernen! Mit Karteikarten und Notizpapier lernen und für Arbeiten recherchieren; Briefe schreiben; Termine in analoge Kalender schreiben; Teamarbeit in Telefongesprächen organisieren; Präsentationen am Hellraumprojektor und mit Fernsehgeräten abhalten – wer arbeitet heute noch so in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik? Das machen nur noch die Schulen, und bei denen machen es quasi nur noch die Lernenden. Wenn diese im Unterricht eigene Geräte haben, kann ich so mit ihnen arbeiten, wie man das wirklich tut. Denn das müssen sie ja lernen. Aber selbst an den Schulen schreiben die Jugendlichen keine Berichte und Arbeiten mehr auf der Schreibmaschine oder von Hand, sondern meistens auf einem Computer zu Hause oder an den wenigen Schulgeräten, die wir noch haben. Sie präsentieren ihre Vorträge und Maturaarbeiten mithilfe von Programmen wie Powerpoint. Wir tun einfach so, als gälte nicht schon lange „Bring your own device“. Immer wieder brauchen die Lernenden Computer oder Laptops, nur haben sie im Unterricht keine dabei, wenn sie sie brauchen. In der FMS fällt schon zu Beginn eine Reflexion über das Berufsfeld an. Es funktioniert nicht gut, dies den Lernenden einfach als Hausaufgabe zu geben oder mit ihnen im Unterricht zuerst alles von Hand erarbeiten zu lassen, weil zu wenig Schulgeräte da sind. Das Verfassen eines Reflexionsberichtes und vieler anderer Textformen, die meine Schüler*innen jetzt und später brauchen, kann ich im Unterricht nur dann gut zeigen und betreuen, wenn sie die Geräte dabei haben. Dasselbe gilt für das Recherchieren in vielen Fächern. Schüler*innen mit eigenen Geräten können endlich im Internet nach Informationen und Meinungen suchen. Das geht in gewöhnlichen Klassen nur mit dem Smartphone. Gefundene Quellen lassen sich an einem Gerät ohne Tastatur schlecht verarbeiten und verwalten. Und wenn ich beim Recherchieren dabei bin, kann ich zeigen, wie man die Zuverlässigkeit von Quellen beurteilt und wie man sie korrekt nachweist. Die Lernenden können das gefundene Material dann grad am richtigen Ort in ihrer Cloud organisieren und haben es überall griffbereit. Es bildet sich nicht ein aus vielen Fächern zusammengeworfener Papierberg, und bei Gruppenarbeiten hat nicht immer der Schüler das Gesamtmaterial, der grad krank ist, was die ganze Gruppe arbeitsunfähig macht. In projektartigem Unterricht oder in längeren Phasen ist der Schritt zum Publizieren von Resultaten auf einer Homepage viel niederschwelliger als bei vorgängigem Schreiben auf Papier. Direkt im Unterricht entstehen beim Recherchieren Kommunikationsmöglichkeiten über E-Mail, die ich anleiten und unterstützen kann. Die Motivation, ein qualitativ gutes und vorzeigbares Resultat zu erbringen, ist höher.
Zuerst galt es, den Unterricht mit den Geräten so hinzukriegen, dass er funktionierte wie der bisherige ohne Geräte. Und das gelang in den beiden Pilotklassen erstaunlich schnell. Lehrpersonen konnten sich eigene Unsicherheiten eingestehen und nahmen in Kauf, dass auch mal etwas nicht wie vorgesehen funktionierte. Allerdings bestehen die beiden ersten Lehrpersonenteams praktisch ausschliesslich aus Leuten, die sich speziell für dieses Pilotprojekt interessiert haben. Die beiden Pilotklassen verziehen Pannen grosszügig und zeigten, wenn es nötig war, Geduld; waren sie sich doch bewusst, dass sie Pionier-Arbeit leisteten. Auch in den vier neuen BYOD-Klassen scheint es wenig Probleme bei der Durchführung des Unterrichts zu geben. Eine Evaluation dazu wird jedoch Genaueres zeigen und uns Hinweise geben, was wir optimieren können. Wir haben im Vorfeld Weiterbildungskurse für die Office Apps Onenote und Teams organisiert und eine Kultur der kollegialen Beratung aufgebaut, sodass die Zeit dafür da war, den eigenen Unterricht digital aufzugleisen. Worin besteht nun aber der Unterschied zwischen dem digitalen und dem analogen Unterricht? Viele, eher kritische Stimmen wollen gar wissen, worin der pädagogische oder didaktische Mehrwert im digitalen Unterricht liegt, bevor sie sich darauf einlassen.
Tatsächlich kann ich den Unterricht mit den Geräten so weiterführen, wie ich es bisher mit Papier gemacht habe. Ich muss nicht viel umstellen, wenn ich das nicht will. Ich würde das zunächst mal als Vorteil sehen: Dass die Schüler*innen eigene Geräte haben, bedeutet weder, dass sie nun besser arbeiten und lernen, noch dass sie es nicht tun. Die Technik ist weder Heilsbringer noch Teufelszeug. Die Lehrpersonen können, auch wenn die Lernenden mit eigenen Geräten im Unterricht sitzen, ihren Unterrichtsstil pflegen und individuell weiterentwickeln. In meiner eigenen Erfahrung jedoch gab es nach dem Verklingen der Anfangs-Euphorie einen Dämpfer, auf den ich jetzt mit einer Anpassung meiner Didaktik reagiere. Zunächst erkläre ich jedoch, worin für mich der hauptsächliche Mehrwert im BYOD-Unterricht liegt: Endlich können wir mit den Schüler*innen zeitgemäss arbeiten und somit die Jugendlichen besser auf ihre künftigen Ausbildungen und Berufstätigkeiten vorbereiten. Mehrwert besteht für mich nicht darin, dass mir als Lehrer der Unterricht mehr Spass macht. Es kommt beim Unterrichten nicht auf mich, sondern darauf an, was die Jugendlichen lernen! Mit Karteikarten und Notizpapier lernen und für Arbeiten recherchieren; Briefe schreiben; Termine in analoge Kalender schreiben; Teamarbeit in Telefongesprächen organisieren; Präsentationen am Hellraumprojektor und mit Fernsehgeräten abhalten – wer arbeitet heute noch so in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik? Das machen nur noch die Schulen, und bei denen machen es quasi nur noch die Lernenden. Wenn diese im Unterricht eigene Geräte haben, kann ich so mit ihnen arbeiten, wie man das wirklich tut. Denn das müssen sie ja lernen. Aber selbst an den Schulen schreiben die Jugendlichen keine Berichte und Arbeiten mehr auf der Schreibmaschine oder von Hand, sondern meistens auf einem Computer zu Hause oder an den wenigen Schulgeräten, die wir noch haben. Sie präsentieren ihre Vorträge und Maturaarbeiten mithilfe von Programmen wie Powerpoint. Wir tun einfach so, als gälte nicht schon lange „Bring your own device“. Immer wieder brauchen die Lernenden Computer oder Laptops, nur haben sie im Unterricht keine dabei, wenn sie sie brauchen. In der FMS fällt schon zu Beginn eine Reflexion über das Berufsfeld an. Es funktioniert nicht gut, dies den Lernenden einfach als Hausaufgabe zu geben oder mit ihnen im Unterricht zuerst alles von Hand erarbeiten zu lassen, weil zu wenig Schulgeräte da sind. Das Verfassen eines Reflexionsberichtes und vieler anderer Textformen, die meine Schüler*innen jetzt und später brauchen, kann ich im Unterricht nur dann gut zeigen und betreuen, wenn sie die Geräte dabei haben. Dasselbe gilt für das Recherchieren in vielen Fächern. Schüler*innen mit eigenen Geräten können endlich im Internet nach Informationen und Meinungen suchen. Das geht in gewöhnlichen Klassen nur mit dem Smartphone. Gefundene Quellen lassen sich an einem Gerät ohne Tastatur schlecht verarbeiten und verwalten. Und wenn ich beim Recherchieren dabei bin, kann ich zeigen, wie man die Zuverlässigkeit von Quellen beurteilt und wie man sie korrekt nachweist. Die Lernenden können das gefundene Material dann grad am richtigen Ort in ihrer Cloud organisieren und haben es überall griffbereit. Es bildet sich nicht ein aus vielen Fächern zusammengeworfener Papierberg, und bei Gruppenarbeiten hat nicht immer der Schüler das Gesamtmaterial, der grad krank ist, was die ganze Gruppe arbeitsunfähig macht. In projektartigem Unterricht oder in längeren Phasen ist der Schritt zum Publizieren von Resultaten auf einer Homepage viel niederschwelliger als bei vorgängigem Schreiben auf Papier. Direkt im Unterricht entstehen beim Recherchieren Kommunikationsmöglichkeiten über E-Mail, die ich anleiten und unterstützen kann. Die Motivation, ein qualitativ gutes und vorzeigbares Resultat zu erbringen, ist höher.
Der Tod des suggestiven Unterrichtsgesprächs
Natürlich schrumpft bei Dauerpräsenz aller modernen Recherchemittel mein Wissensvorsprung gegenüber den Lernenden, genauer gesagt: Das Internet weiss mehr als ich. Ich muss also meine Rolle neu definieren. Aber hatten wir das bisher nicht auch schon, wenn Schüler*innen etwa bei Maturarbeiten in Tiefen vordringen, in die wir selber bei Teilbereichen noch nicht abgetaucht waren? Stellt man sich dies nun aber im Unterricht vor, dann bedeutet das langfristig den Tod des fragend-entwickelnden Unterrichtsgesprächs. Und es wurde Zeit, dass diese gängelnde Lernform, die für alle eine einheitliche Denkgeschwindigkeit vorgibt, endlich das Zeitliche segnet: Der Lehrer steht vorne und denkt vor; hin und wieder streut er eine Frage ein und alle Schüler versuchen bei diesen Zwischenschritten zu erraten, was er als nächstes denkt. Dieses suggestiv geführte Unterrichtsgespräch soll endlich verschwinden. Es ist so veraltet, dass ich bei seiner Beschreibung absichtlich nur die männlichen Formen verwendet habe. Wer eine gute didaktische und praktische Ausbildung hatte, dem wurde dieses Herabwürdigen von Schüler*innen zu Stichwortlieferanten damals schon ausgetrieben. Dennoch bleibt es eine der grössten Fallen, in die man als Lehrender immer wieder tappt. Stellen wir uns die Situation vor, wenn alle Lernenden in einem solchen Gespräch, bei dem ein vorher auf dem Bildschirm bearbeitetes Skript besprochen wird, ständig mitgooglen können, worum es grad geht und was die Lehrperson fragt. Beständig ist die Möglichkeit da, sich das Wissen im eigenen Lerntempo zu holen. Es wäre ätzend, mit allen im Gleichschritt weiterzumachen, wenn die einen zum Thema vorausrecherchieren und die anderen – unsichtbar für mich – hinter ihren Bildschirmen Games und Chats öffnen.
Der Dämpfer: die Kommunikationssituation
Wirklich schwierig ist die Situation, die man als Unterrichtender antrifft, wenn man ins Zimmer kommt und die Klasse bereits da ist: Die meisten haben die Laptops geöffnet und irgendeine Anwendung gestartet. Das ist schwieriger, als wenn alle am Smartphone hängen. Das Smartphone wandert einfach in die Tasche, der Laptop bleibt auf dem Tisch. Der Einstieg muss ganz klar erfolgen: Fokus vorne bei der Lehrperson und bei einer Projektion, Laptops geschlossen! Oder aber ich schaffe es, die Schüler*innen grad die richtige Anwendung starten zu lassen, z. B. Teams mit einem Auftrag mit Abgabepflicht. Auch nach jeder Erarbeitungsphase an den Bildschirmen ist es schwierig, die Schüler*innen in eine Diskussion zu locken. Der Bildschirm besitzt eine ungleich stärkere Anziehungskraft als ein Stück Papier. Aufgrund der Erfahrung in bisher zwei Klassen kann ich jetzt schon sagen, dass sich dies von Gruppe zu Gruppe unterscheiden kann. Trotzdem gilt es, sowohl Anreize für individuelles Arbeiten als auch für die Auseinandersetzung mit den Stoffen in der Klasse zu schaffen. Denn die Herausforderngen in Wissenschaft, Beruf und Gesellschaft lassen sich ja nur mithilfe der Kommunikation angehen, die beinhaltet, dass wir uns schriftlich und mündlich klar und engagiert austauschen können.
Natürlich schrumpft bei Dauerpräsenz aller modernen Recherchemittel mein Wissensvorsprung gegenüber den Lernenden, genauer gesagt: Das Internet weiss mehr als ich. Ich muss also meine Rolle neu definieren. Aber hatten wir das bisher nicht auch schon, wenn Schüler*innen etwa bei Maturarbeiten in Tiefen vordringen, in die wir selber bei Teilbereichen noch nicht abgetaucht waren? Stellt man sich dies nun aber im Unterricht vor, dann bedeutet das langfristig den Tod des fragend-entwickelnden Unterrichtsgesprächs. Und es wurde Zeit, dass diese gängelnde Lernform, die für alle eine einheitliche Denkgeschwindigkeit vorgibt, endlich das Zeitliche segnet: Der Lehrer steht vorne und denkt vor; hin und wieder streut er eine Frage ein und alle Schüler versuchen bei diesen Zwischenschritten zu erraten, was er als nächstes denkt. Dieses suggestiv geführte Unterrichtsgespräch soll endlich verschwinden. Es ist so veraltet, dass ich bei seiner Beschreibung absichtlich nur die männlichen Formen verwendet habe. Wer eine gute didaktische und praktische Ausbildung hatte, dem wurde dieses Herabwürdigen von Schüler*innen zu Stichwortlieferanten damals schon ausgetrieben. Dennoch bleibt es eine der grössten Fallen, in die man als Lehrender immer wieder tappt. Stellen wir uns die Situation vor, wenn alle Lernenden in einem solchen Gespräch, bei dem ein vorher auf dem Bildschirm bearbeitetes Skript besprochen wird, ständig mitgooglen können, worum es grad geht und was die Lehrperson fragt. Beständig ist die Möglichkeit da, sich das Wissen im eigenen Lerntempo zu holen. Es wäre ätzend, mit allen im Gleichschritt weiterzumachen, wenn die einen zum Thema vorausrecherchieren und die anderen – unsichtbar für mich – hinter ihren Bildschirmen Games und Chats öffnen.
Der Dämpfer: die Kommunikationssituation
Wirklich schwierig ist die Situation, die man als Unterrichtender antrifft, wenn man ins Zimmer kommt und die Klasse bereits da ist: Die meisten haben die Laptops geöffnet und irgendeine Anwendung gestartet. Das ist schwieriger, als wenn alle am Smartphone hängen. Das Smartphone wandert einfach in die Tasche, der Laptop bleibt auf dem Tisch. Der Einstieg muss ganz klar erfolgen: Fokus vorne bei der Lehrperson und bei einer Projektion, Laptops geschlossen! Oder aber ich schaffe es, die Schüler*innen grad die richtige Anwendung starten zu lassen, z. B. Teams mit einem Auftrag mit Abgabepflicht. Auch nach jeder Erarbeitungsphase an den Bildschirmen ist es schwierig, die Schüler*innen in eine Diskussion zu locken. Der Bildschirm besitzt eine ungleich stärkere Anziehungskraft als ein Stück Papier. Aufgrund der Erfahrung in bisher zwei Klassen kann ich jetzt schon sagen, dass sich dies von Gruppe zu Gruppe unterscheiden kann. Trotzdem gilt es, sowohl Anreize für individuelles Arbeiten als auch für die Auseinandersetzung mit den Stoffen in der Klasse zu schaffen. Denn die Herausforderngen in Wissenschaft, Beruf und Gesellschaft lassen sich ja nur mithilfe der Kommunikation angehen, die beinhaltet, dass wir uns schriftlich und mündlich klar und engagiert austauschen können.
Experiment Flipped Classroom
Das zweite Unterrichtsjahr in meiner BYOD-Pilotklasse habe ich aufgrund der obigen Beobachtungen didaktisch völlig anders aufgegleist, und ich habe die Schüler*innen im Onenote so begrüsst:
Willkommen im Deutschunterricht der zweiten Klasse!
Herkömmlicherweise steht der Lehrer im Unterricht vorne und präsentiert den Stoff, den Sie sich aneignen sollen. Häufig müssen Sie in Übungen und Hausaufgaben dann die Anwendungen trainieren und erhalten dabei wenig Unterstützung.
Das wird jetzt anders: Wir drehen den Unterricht um! Im Flipped Classroom bereiten Sie sich zu Hause oder teilweise im Unterricht mithilfe der Anleitungsvideos darauf vor, was Sie im Unterricht erarbeiten und üben. Im Unterricht steht der Lehrer nicht mehr vorne und referiert, sondern betreut Sie gemäss Ihrem Bedarf bei Ihren Aufgaben und Übungen.
Sie arbeiten im eignen Tempo (einzeln, zu zweit und in Gruppen je nach Auftrag) und gemäss einer selbst festgelegten Reihenfolge die Themen durch. Achten Sie dabei auf die beiden Prüfungstermine!
In wenigen Phasen kommt es auch zu Diskussionen in der ganzen Klasse:
Eine Serie von Zeitungsartikel-Präsentationen ermöglicht in diesem Semester acht Diskussionen mit der ganzen Klasse. Zwei schriftliche Prüfungen sind fixiert. In allen sonstigen Lektionen arbeiten Sie gemäss den Aufträgen in den Video-Einführungen. Geben Sie regelmässig Feedback, ob Sie mehr Übungsmaterial brauchen oder ob der Lehrer etwas überprüfen bzw. gegenlesen soll.
Sie arbeiten im Onenote-Notizbuch für Deutsch, wie Sie wollen. Sie kopieren selber die nötigen Materialien in den persönlichen Bereich. Der Lehrer teilt keine Seiten mehr aus, liefert aber mehr Material, falls Sie das benötigen.
Die folgenden Screenshots zeigen die Übersicht über alle Arbeitsaufträge und über die Anleitungsvideos sowie über die Termine.
Das zweite Unterrichtsjahr in meiner BYOD-Pilotklasse habe ich aufgrund der obigen Beobachtungen didaktisch völlig anders aufgegleist, und ich habe die Schüler*innen im Onenote so begrüsst:
Willkommen im Deutschunterricht der zweiten Klasse!
Herkömmlicherweise steht der Lehrer im Unterricht vorne und präsentiert den Stoff, den Sie sich aneignen sollen. Häufig müssen Sie in Übungen und Hausaufgaben dann die Anwendungen trainieren und erhalten dabei wenig Unterstützung.
Das wird jetzt anders: Wir drehen den Unterricht um! Im Flipped Classroom bereiten Sie sich zu Hause oder teilweise im Unterricht mithilfe der Anleitungsvideos darauf vor, was Sie im Unterricht erarbeiten und üben. Im Unterricht steht der Lehrer nicht mehr vorne und referiert, sondern betreut Sie gemäss Ihrem Bedarf bei Ihren Aufgaben und Übungen.
Sie arbeiten im eignen Tempo (einzeln, zu zweit und in Gruppen je nach Auftrag) und gemäss einer selbst festgelegten Reihenfolge die Themen durch. Achten Sie dabei auf die beiden Prüfungstermine!
In wenigen Phasen kommt es auch zu Diskussionen in der ganzen Klasse:
Eine Serie von Zeitungsartikel-Präsentationen ermöglicht in diesem Semester acht Diskussionen mit der ganzen Klasse. Zwei schriftliche Prüfungen sind fixiert. In allen sonstigen Lektionen arbeiten Sie gemäss den Aufträgen in den Video-Einführungen. Geben Sie regelmässig Feedback, ob Sie mehr Übungsmaterial brauchen oder ob der Lehrer etwas überprüfen bzw. gegenlesen soll.
Sie arbeiten im Onenote-Notizbuch für Deutsch, wie Sie wollen. Sie kopieren selber die nötigen Materialien in den persönlichen Bereich. Der Lehrer teilt keine Seiten mehr aus, liefert aber mehr Material, falls Sie das benötigen.
Die folgenden Screenshots zeigen die Übersicht über alle Arbeitsaufträge und über die Anleitungsvideos sowie über die Termine.
Umgedreht, aber nicht perfekt
Damit war der Unterricht ab Mitte August bis Weihnachten 2019 vorbereitet und mit klaren Aufträgen und verbindlichen Terminen versehen. Alle Schüler*innen bekamen drei Leistungsbewertungen: eine für die Diskussionsleitung zu den Zeitungsartikeln, eine für eine Texterörterung und eine für die Literaturschriftliche. Diskussionen mit der ganzen Klasse gab es eben nur acht, die restlichen Lektionen arbeiteten die Schüler*innen bei Präsenzpflicht selbstorganisiert. Als Erfolg dieser Unterrichtsform können die Klassendiskussionen verbucht werden: Die Klasse war vorher nicht berühmt für einen lebhaften mündlichen Austausch. Hier aber bildeten die Diskussionen über die Zeitungsartikel die einzigen Gelegenheiten im Deutschunterricht, um sich der ganzen Gruppe mündlich mitzuteilen und sich durchaus auch argumentativ miteinander zu messen. Es hat sicher geholfen, dass die Schüler*innen die Artikel und somit die Themen selber wählen konnten. Die Klasse war anfänglich selber erstaunt, wie fleissig plötzlich diskutiert wurde. Eher zu Beginn des Semesters erarbeiteten die Schüler*innen das Grammatikkapitel, das sie auch für die Texterörterung benötigten. Die Bewältigung des indirekten Zitierens fiel dabei etwa gleich unterschiedlich gut aus, wie wenn ich das Thema normal geführt mit einer Klasse behandle. Die Texterörterung selber sowie auch die anderen Leistungsbeurteilungen fielen gut aus. Weniger erfreulich fand die Klasse das selbstständige Lesen und Erarbeiten der beiden literarischen Werke. Dies lief beinahe vollständig ausserhalb meiner Aufsicht und Einwirkung. Ich stand für Fragen zur Verfügung – ein Angebot, das nur punktuell und nicht von allen genutzt wurde. Im Vergleich zu einer lektürebegleitenden Besprechung empfanden einige die Schriftliche am Schluss denn auch als eher ungenügende Würdigung ihres Aufwandes. Sehr geschätzt wurde die Übersicht über die längere Dauer, in diesem Fall über fast ein ganzes Semester. Sie ermöglichte es den Schüler*innen abzuschätzen, wann sie wie viel Arbeit investieren mussten. In meiner Rolle als Lehrer fühlte ich mich während dieses Prozesses nicht immer gleich wohl. Bei den Diskussionen meldete ich mich ab und zu als normaler Teilnehmer zu Wort. Ich führte die Schriftlichen durch und stand sonst nur als Betreuer zur Seite. Ich hatte den Eindruck, dass mit einer gelenkten Besprechung das Verständnis der gelesenen Literatur tiefgründiger gewesen wäre. Hier sehe ich auch Handlungsbedarf. Denn ich hatte zwar den Unterricht umgedreht und ich hatte keine künstlich geschaffene Situation mehr, wie sie normalerweise der Alltag ist, nämlich dass ich ständig Probleme schaffe und stelle, welche die Schüler*innen ohne mich nicht hätten, sondern ich war zur Stelle, wenn sie wirklich etwas wissen wollten. Ich musste sie nicht bei der Arbeit stören und von den Bildschirmen wegreissen. Aber perfekt war das trotzdem nicht. Denn es braucht bei gewissen Themenbereichen eine stärkere Lenkung, damit ich überhaupt das Verständnis und das Lernen optimal initiieren und in Gang halten kann.
Wie geht es nun weiter? Klar ist: Zurück zum ganz geführten Unterricht will ich nicht mit dieser Klasse. Ganz so stark heraushalten aus dem Lernprozess werde ich mich jedoch auch nicht mehr, oder nicht in jedem Bereich.
Ich versuche mir vorzustellen, was ich mir als Schüler in der Situation wünschen würde: Mir steht ein eigenes Gerät zur Verfügung und damit ein Zugang zu unerschöpflichen Informationen. Aber ich brauche Orientierung. Ich erwarte von den Lehrpersonen, dass sie mir als Schüler zeigen, wie ich in diesem Meer an Informationen die Perlen vom Abfall unterscheiden kann und wie ich daraus und aus allem, was sie mir erzählen, meinen Schatz an Wissen und Kompetenzen aufbaue, mit dem ich die Herausforderung meiner weiteren Ausbildung, meines Berufes und ja, auch meines Lebens meistere. Ich erwarte, dass mir dies so klar wie möglich gezeigt wird und dass die Feedbacks, die ich bekomme, fair sind und mir weiterhelfen. Von denen, die vorne stehen und mir Aufgaben geben, erwarte ich auch, dass sie mit ihrem Wissen und ihren Erkenntnissen nicht hinter dem Berg halten, sondern dass sie selber zeigen, was sie können. Schliesslich will ich am Gym oder in der FMS auch herausfinden, was mich am meisten interessiert und was ich gut kann. Darin will ich mich vertiefen und mich selber kennen lernen.
Umsetzen möchte ich das als Lehrer so, dass ich der Deutschklasse wie zuvor einen Gesamtüberblick mit Planung gleich zu Beginn gebe. Darin werden Ziele enthalten sein, die selbstorganisiert erarbeitet und gemäss Zeitplan überprüft werden. Literatur werde ich zunächst eher Schritt für Schritt und lehrerzentriert behandeln. Allenfalls kommt bei einer zweiten Lektüre wieder eine Arbeitsform hinzu, die eine Gruppe selber steuert, aber das Resultat kann nicht nur eine Schriftliche sein, sondern es muss eine Präsentation werden, welche den anderen in der Klasse die vertiefte Auseinandersetzung näher bringt. Meine Geschichtsklasse mit eigenen Geräten habe ich im ersten Semester zwar rein digital, aber ganz traditionell geführt. Es ist nun Zeit, den Unterricht so zu verändern, dass auch sie mehr selbstgesteuert arbeiten kann.
Damit war der Unterricht ab Mitte August bis Weihnachten 2019 vorbereitet und mit klaren Aufträgen und verbindlichen Terminen versehen. Alle Schüler*innen bekamen drei Leistungsbewertungen: eine für die Diskussionsleitung zu den Zeitungsartikeln, eine für eine Texterörterung und eine für die Literaturschriftliche. Diskussionen mit der ganzen Klasse gab es eben nur acht, die restlichen Lektionen arbeiteten die Schüler*innen bei Präsenzpflicht selbstorganisiert. Als Erfolg dieser Unterrichtsform können die Klassendiskussionen verbucht werden: Die Klasse war vorher nicht berühmt für einen lebhaften mündlichen Austausch. Hier aber bildeten die Diskussionen über die Zeitungsartikel die einzigen Gelegenheiten im Deutschunterricht, um sich der ganzen Gruppe mündlich mitzuteilen und sich durchaus auch argumentativ miteinander zu messen. Es hat sicher geholfen, dass die Schüler*innen die Artikel und somit die Themen selber wählen konnten. Die Klasse war anfänglich selber erstaunt, wie fleissig plötzlich diskutiert wurde. Eher zu Beginn des Semesters erarbeiteten die Schüler*innen das Grammatikkapitel, das sie auch für die Texterörterung benötigten. Die Bewältigung des indirekten Zitierens fiel dabei etwa gleich unterschiedlich gut aus, wie wenn ich das Thema normal geführt mit einer Klasse behandle. Die Texterörterung selber sowie auch die anderen Leistungsbeurteilungen fielen gut aus. Weniger erfreulich fand die Klasse das selbstständige Lesen und Erarbeiten der beiden literarischen Werke. Dies lief beinahe vollständig ausserhalb meiner Aufsicht und Einwirkung. Ich stand für Fragen zur Verfügung – ein Angebot, das nur punktuell und nicht von allen genutzt wurde. Im Vergleich zu einer lektürebegleitenden Besprechung empfanden einige die Schriftliche am Schluss denn auch als eher ungenügende Würdigung ihres Aufwandes. Sehr geschätzt wurde die Übersicht über die längere Dauer, in diesem Fall über fast ein ganzes Semester. Sie ermöglichte es den Schüler*innen abzuschätzen, wann sie wie viel Arbeit investieren mussten. In meiner Rolle als Lehrer fühlte ich mich während dieses Prozesses nicht immer gleich wohl. Bei den Diskussionen meldete ich mich ab und zu als normaler Teilnehmer zu Wort. Ich führte die Schriftlichen durch und stand sonst nur als Betreuer zur Seite. Ich hatte den Eindruck, dass mit einer gelenkten Besprechung das Verständnis der gelesenen Literatur tiefgründiger gewesen wäre. Hier sehe ich auch Handlungsbedarf. Denn ich hatte zwar den Unterricht umgedreht und ich hatte keine künstlich geschaffene Situation mehr, wie sie normalerweise der Alltag ist, nämlich dass ich ständig Probleme schaffe und stelle, welche die Schüler*innen ohne mich nicht hätten, sondern ich war zur Stelle, wenn sie wirklich etwas wissen wollten. Ich musste sie nicht bei der Arbeit stören und von den Bildschirmen wegreissen. Aber perfekt war das trotzdem nicht. Denn es braucht bei gewissen Themenbereichen eine stärkere Lenkung, damit ich überhaupt das Verständnis und das Lernen optimal initiieren und in Gang halten kann.
Wie geht es nun weiter? Klar ist: Zurück zum ganz geführten Unterricht will ich nicht mit dieser Klasse. Ganz so stark heraushalten aus dem Lernprozess werde ich mich jedoch auch nicht mehr, oder nicht in jedem Bereich.
Ich versuche mir vorzustellen, was ich mir als Schüler in der Situation wünschen würde: Mir steht ein eigenes Gerät zur Verfügung und damit ein Zugang zu unerschöpflichen Informationen. Aber ich brauche Orientierung. Ich erwarte von den Lehrpersonen, dass sie mir als Schüler zeigen, wie ich in diesem Meer an Informationen die Perlen vom Abfall unterscheiden kann und wie ich daraus und aus allem, was sie mir erzählen, meinen Schatz an Wissen und Kompetenzen aufbaue, mit dem ich die Herausforderung meiner weiteren Ausbildung, meines Berufes und ja, auch meines Lebens meistere. Ich erwarte, dass mir dies so klar wie möglich gezeigt wird und dass die Feedbacks, die ich bekomme, fair sind und mir weiterhelfen. Von denen, die vorne stehen und mir Aufgaben geben, erwarte ich auch, dass sie mit ihrem Wissen und ihren Erkenntnissen nicht hinter dem Berg halten, sondern dass sie selber zeigen, was sie können. Schliesslich will ich am Gym oder in der FMS auch herausfinden, was mich am meisten interessiert und was ich gut kann. Darin will ich mich vertiefen und mich selber kennen lernen.
Umsetzen möchte ich das als Lehrer so, dass ich der Deutschklasse wie zuvor einen Gesamtüberblick mit Planung gleich zu Beginn gebe. Darin werden Ziele enthalten sein, die selbstorganisiert erarbeitet und gemäss Zeitplan überprüft werden. Literatur werde ich zunächst eher Schritt für Schritt und lehrerzentriert behandeln. Allenfalls kommt bei einer zweiten Lektüre wieder eine Arbeitsform hinzu, die eine Gruppe selber steuert, aber das Resultat kann nicht nur eine Schriftliche sein, sondern es muss eine Präsentation werden, welche den anderen in der Klasse die vertiefte Auseinandersetzung näher bringt. Meine Geschichtsklasse mit eigenen Geräten habe ich im ersten Semester zwar rein digital, aber ganz traditionell geführt. Es ist nun Zeit, den Unterricht so zu verändern, dass auch sie mehr selbstgesteuert arbeiten kann.
Digital erweiterte Lernformen
In welche Richtung entwickelt sich der Unterricht nun am Gymnasium und an der FMS? BYOD wird sich ausweiten, so viel ist sicher. 2021 kommt am Gymnasium in Baselland das Fach Informatik, und das wird auf Basis von BYOD angedacht. Die Schulen stehen vor der Aufgabe, den Wechsel je nach Stand der Digitalisierung mehr oder weniger schnell zu vollziehen. Klar brauchen die Fachschaften Anregung, welche digitalen Anwendungen in ihren Fächern interessant und sinnvoll sind. Klar stehen die Lehrpersonen in dieser Entwicklung nicht alle am selben Ort und brauchen unterschiedlich viel Weiterbildung und Support. Aber wir sollten nicht denselben Fehler bei den Lehrpersonen machen, den wir bei den Lernenden zu oft immer noch machen: Das Ziel kann nicht sein, alle auf dasselbe Level zu bringen, sonst überfordern wir die Langsameren und frustrieren die Schnelleren. Als Lehrpersonen sollten wir unter Einhaltung einer Minimalvorgabe, etwa derjenigen, alle Unterrichtsmaterialien digital zur Verfügung zu stellen, nach wie vor frei unseren Unterricht gestalten. Denn nur der Unterricht, hinter dem wir stehen können, hat einen Chance, glaubhaft bei den Schüler*innen anzukommen und nachhaltig zu wirken. Wie schon die älteren Generationen können auch Digital Natives mit unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten und Unterrichtsstilen umgehen. Sie gewinnen so eine Palette an Herangehensweisen, die inspirierender und schmackhafter ist als gleichlautende Lehrpläne und didaktischer Einheitsbrei. Eigene Geräte im Unterricht sind also kein Selbstzweck, sondern Werkzeuge, welche die Möglichkeiten erweitern, den Stoff zu vertiefen und zu diversifizieren, Ordnung zu halten, selbstorganisiert zu arbeiten, Resultate von höherer Qualität zu erzeugen, vernetzt zu arbeiten und wirkungsvoller zu präsentieren. Auch der Lehrervortrag hat in diesem Konzept noch Platz. Nämlich immer dann, wenn ich den Schüler*innen zeigen will, wie ich mit meinem Wissen und meinen analytischen Fähigkeiten umgehe, um ein Problem in meinem Fach zu erkennen und anzugehen. Und es rieselt doch Kreidestaub von meiner Hand, wenn ich einen Begriff oder ein kleines Schema an der Tafel aufzeichne. Aber dann, wenn die Schüler*innen mir zuhören, bleiben wie bei den Diskussionen untereinander die Laptops zugeklappt. Und ich werde keine Suggestivfragen stellen, um weiterzukommen, sondern klar sagen, was ich wichtig und richtig finde. Das freie Erarbeiten oder die Anwendung des Gehörten kommt dadurch nicht zu kurz. Papier raschelt nur vom Umblättern und Glattstreichen von Buchseiten. Es ist immer noch Unterricht. Aber nichts bleibt, wie es mal war, nicht mal die Schule.
Post scriptum:
Und was ist mit den Prüfungen? Sind die jetzt auch alle digital? Auch hier plädiere ich für die Freiheit der Lehre. Bei mir schreiben die Schüler*innen Aufsätze auf ihren Geräten nach einem von mir zugeteilten Auftrag über Office Teams. Ich korrigiere digital mit Stift. Es kommt zu keinem Ausdruck auf Papier. Themenbasierte Schriftliche laufen über die digitale Plattform istest2.ch. Während den Prüfungen achte ich darauf, dass die Schüler*innen an den Geräten nur das machen, was sie dürfen. Dazu müssen sie sich so hinsetzen, dass ich ihre Bildschirme sehen kann. Nach einer wirklich überzeugenden Lösung, wie wir das bei den Abschlussprüfungen unserer BYOD-Pilotklassen in zwei Jahren machen, halten wir noch Ausschau.
In welche Richtung entwickelt sich der Unterricht nun am Gymnasium und an der FMS? BYOD wird sich ausweiten, so viel ist sicher. 2021 kommt am Gymnasium in Baselland das Fach Informatik, und das wird auf Basis von BYOD angedacht. Die Schulen stehen vor der Aufgabe, den Wechsel je nach Stand der Digitalisierung mehr oder weniger schnell zu vollziehen. Klar brauchen die Fachschaften Anregung, welche digitalen Anwendungen in ihren Fächern interessant und sinnvoll sind. Klar stehen die Lehrpersonen in dieser Entwicklung nicht alle am selben Ort und brauchen unterschiedlich viel Weiterbildung und Support. Aber wir sollten nicht denselben Fehler bei den Lehrpersonen machen, den wir bei den Lernenden zu oft immer noch machen: Das Ziel kann nicht sein, alle auf dasselbe Level zu bringen, sonst überfordern wir die Langsameren und frustrieren die Schnelleren. Als Lehrpersonen sollten wir unter Einhaltung einer Minimalvorgabe, etwa derjenigen, alle Unterrichtsmaterialien digital zur Verfügung zu stellen, nach wie vor frei unseren Unterricht gestalten. Denn nur der Unterricht, hinter dem wir stehen können, hat einen Chance, glaubhaft bei den Schüler*innen anzukommen und nachhaltig zu wirken. Wie schon die älteren Generationen können auch Digital Natives mit unterschiedlichen Lehrerpersönlichkeiten und Unterrichtsstilen umgehen. Sie gewinnen so eine Palette an Herangehensweisen, die inspirierender und schmackhafter ist als gleichlautende Lehrpläne und didaktischer Einheitsbrei. Eigene Geräte im Unterricht sind also kein Selbstzweck, sondern Werkzeuge, welche die Möglichkeiten erweitern, den Stoff zu vertiefen und zu diversifizieren, Ordnung zu halten, selbstorganisiert zu arbeiten, Resultate von höherer Qualität zu erzeugen, vernetzt zu arbeiten und wirkungsvoller zu präsentieren. Auch der Lehrervortrag hat in diesem Konzept noch Platz. Nämlich immer dann, wenn ich den Schüler*innen zeigen will, wie ich mit meinem Wissen und meinen analytischen Fähigkeiten umgehe, um ein Problem in meinem Fach zu erkennen und anzugehen. Und es rieselt doch Kreidestaub von meiner Hand, wenn ich einen Begriff oder ein kleines Schema an der Tafel aufzeichne. Aber dann, wenn die Schüler*innen mir zuhören, bleiben wie bei den Diskussionen untereinander die Laptops zugeklappt. Und ich werde keine Suggestivfragen stellen, um weiterzukommen, sondern klar sagen, was ich wichtig und richtig finde. Das freie Erarbeiten oder die Anwendung des Gehörten kommt dadurch nicht zu kurz. Papier raschelt nur vom Umblättern und Glattstreichen von Buchseiten. Es ist immer noch Unterricht. Aber nichts bleibt, wie es mal war, nicht mal die Schule.
Post scriptum:
Und was ist mit den Prüfungen? Sind die jetzt auch alle digital? Auch hier plädiere ich für die Freiheit der Lehre. Bei mir schreiben die Schüler*innen Aufsätze auf ihren Geräten nach einem von mir zugeteilten Auftrag über Office Teams. Ich korrigiere digital mit Stift. Es kommt zu keinem Ausdruck auf Papier. Themenbasierte Schriftliche laufen über die digitale Plattform istest2.ch. Während den Prüfungen achte ich darauf, dass die Schüler*innen an den Geräten nur das machen, was sie dürfen. Dazu müssen sie sich so hinsetzen, dass ich ihre Bildschirme sehen kann. Nach einer wirklich überzeugenden Lösung, wie wir das bei den Abschlussprüfungen unserer BYOD-Pilotklassen in zwei Jahren machen, halten wir noch Ausschau.
Die in diesem Beitrag abgebildeten Klassen sind die beiden BYOD-Pilotklassen, fotografiert während ihres ersten Gymnasialjahrs. Eine von ihnen unterrichte ich in Deutsch.